Reiseübelkeit entsteht im Gehirn dadurch, dass das Gleichgewichtsorgan Reize wahrnimmt, die es nicht mit den Wahrnehmungen des Auges und der Körperbewegunsgrezeptoren in Einklang bringen kann. Das Gleichgewichtsorgan registriert, dass es bewegt wird. Die Augen und die Gliedmaßen jedoch geben das Feedback, dass der Körper still sitzt. Die Reaktion des Körpers auf dieses Mismatch ist die Reisekrankheit: Übelkeit, Unruhe, Kaltschweißigkeit!
Bei Erwachsenen ist erwiesen, dass die Fahrtrichtung nicht der Auslöser von Reiseübelkeit ist. Wenn es jemandem grundsätzlich im Auto schlecht wird, dann wird das vorwärts und rückwärts passieren. Rückwärts oder seitwärts (z.B. im Rettungswagen) kann es lediglich etwas schneller eintreten.
Das Gleichgewichtsorgan ist in den ersten Lebensjahren noch nicht so entwickelt wie bei Erwachsenen. Aus diesem Grund entwickelt sich die klassische Reiseübelkeit bei Kindern erst ab dem 4.-6. Geburtstag.
Vorher kann Übelkeit im Auto auftreten. Unserer Erfahrung nach liegt dies jedoch meist nicht an der Fahrtrichtung sondern an den sich schnell bewegenden Bildern. Wenn Kinder aus den Seitenfenstern schauen, dann müssen ihre Augen immer wieder von hinten nach vorne springen, ein Bild kurz verfolgen, wieder springen, wieder verfolgen und so weiter. Hier stürzen viele optische Reize auf das Kind ein. Manche Kinder können diese Reize nicht gut verarbeiten. Hier antwortet des Gehirn wieder mit seiner Error-Meldung: Übelkeit.
Dieses Problem tritt glücklicherweise selten auf und ist dann auch oft nicht abhängig von der Fahrtrichtung. Viel mehr ist es abhängig von der Aussicht. In vorwärts gerichteten Sitzen können die Kinder aufgrund des Seitenschutzes und der Anordnung der Fenster meist gar nicht aus den Seitenfenstern schauen.
Betroffene Eltern berichteten uns, dass es meist hilft, wenn man die Seitenfenster für einen kurzen Zeitraum abhängt. Dann können die Kinder aus dem Kofferraum schauen und haben immer noch eine schöne Aussicht. Hier können sie vorbeiziehende Dinge langsam mit den Augen verfolgen und die Überreizung tritt nicht auf.